Sprache wählen

Christoph Schlingensief

Name: Christoph Schlingensief
Land: Deutschland
URL: http://www.schlingensief.com
Material: Sonstige

Vita:

Anfang der 80er Jahre arbeitet Schlingensief als Assistent des Experimentalfilmers Prof. Werner Nekes und dreht erste eigene Kurzfilme. Seinem Filmverständnis verleiht er erstmals mit der TRILOGIE ZUR FILMKRITIK (1983/84) Ausdruck. Sie trägt den für Schlingensiefs Filmschaffen bis heute prägenden Untertitel FILM ALS NEUROSE und besteht neben zwei Kurzfilmen aus seinem ersten Langfilm TUNGUSKA - DIE KISTEN SIND DA (1984). Mit MENU TOTAL (1985), EGOMANIA (1986) und MUTTERS MASKE (1987) folgen Filme, die von der Fachkritik zwar eingehend besprochen, in den landesweiten Kinos aber nicht gezeigt werden. Erst mit der zwischen 1989 und 1992 entstehenden DEUTSCHLANDTRILOGIE, die sich aus den Filmen 100 JAHRE ADOLF HITLER - DIE LETZTEN STUNDEN IM FÜHRERBUNKER, DAS DEUTSCHE KETTENSÄGENMASSAKER und TERROR 2000 - INTENSIVSTATION DEUTSCHLAND zusammensetzt, wird Schlingensief einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Im Theater und raus ins Leben An der Volksbühne Am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin unter Leitung von Frank Castorf debütiert Schlingensief 1993 mit 100 JAHRE CDU - SPIEL OHNE GRENZEN als Theaterregisseur. Neben weiteren Arbeiten als Hausregisseur (u.a. KÜHNEN `94, ROCKY DUTSCHKE ´68, SCHLACHT UM EUROPA) verwirklicht er ab 1997 aktionistische Projekte außerhalb des Theaters, u.a. PASSION IMPOSSIBLE - 7 TAGE NOTRUF FÜR DEUTSCHLAND (1997) und MEIN FILZ, MEIN FETT, MEIN HASE (documenta X, 1997). Anläßlich der Bundestagswahl 1998 gründet Schlingensief die Partei CHANCE 2000, die weit über den Kunstraum hinaus internationale Aufmerksamkeit erfährt, u.a. aufgrund der Aktion BADEN IM WOLFGANGSEE, im Vorfeld derer 6 Millionen Arbeitslose dazu aufgerufen werden, den österreichischen Urlaubsort des amtierenden Bundeskanzlers Kohl unter Wasser zu setzen. Zwischen 1997 und 2002 arbeitet Schlingensief auch als TV-Moderator und geht mit den medienkritischen Formaten TALK 2000, U 3000 und dem Nicht-Behindertenmagazin FREAKSTARS 3000 auf Sendung. Im Rahmen der Wiener Festwochen veranstaltet Schlingensief im Jahr 2000 die Container-Aktion BITTE LIEBT ÖSTERREICH. Versehen mit der Aufschrift AUSLÄNDER RAUS!, einer Wahlparole des österreichischen Rechtspopulisten Jörg Haider, dominieren vor der Staatsoper aufgestellte Container und die nach Vorbild des TV-Formats Big Brother darin eingesperrten Asylbewerber über Wochen die politische, mediale und öffentliche Diskussion. Am Schauspielhaus Zürich verwirklicht Schlingensief gemeinsam mit ausstiegswilligen Neonazis den HAMLET (2001), seine bis heute einzige Klassikerinszenierung, aus der unter dem Namen REIN ein eigener Verein zur Resozialisierung ehemaliger Rechtsextremisten hervorgeht. Mit der Kirche ins Museum, mit dem Hasen in die Oper Mit der CHURCH OF FEAR (COF) nimmt Schlingensief an der 50. Biennale Venedig (2003) teil. Ausgehend von seiner ATTA-TRILOGIE, die sich aus den Theateraktionismen ATTA ATTA (Volksbühne, 2002), BAMBILAND (Burgtheater Wien, 2003) und ATTABAMBI - PORNOLAND (Schauspielhaus Zürich, 2004) zusammensetzt, setzt Schlingensief damit die Arbeit an einem Gesamtkunstwerk fort, das im zunehmenden Maße Sinn und Unmöglichkeit der Kunst selbst zum Inhalt hat. Im Sommer 2005 wird die CHURCH OF FEAR im Kölner Museum Ludwig präsentiert. Bei den Bayreuther Richard-Wagner-Festspielen 2004 inszeniert Schlingensief den PARSIFAL, damit zugleich seine erste Oper. Die Neuinterpretation des Bühnenweihefestspiels, dessen zahllose sich überblenden Projektionen in der Zeitrafferaufnahme eines verwesenden Hasen gipfeln, findet international große Zustimmung. Auch die Wiederaufnahme 2005 wird kontrovers diskutiert und von der Presse gefeiert. Wieder an der Volksühne, beschreibt Schlingensief gemeinsam mit seinem Alter ego Hosea Dzingirai in KUNST & GEMÜSE, A. HIPLER (2004) "Theater ALS Krankheit" und verarbeitet darin prägende Erfahrungen am Grünen Hügel von Bayreuth. Die von der an ALS leidenden Angela Jansen aus dem Zuschauerraum geleitete Vorstellung wird 2005 zum renommierten Berliner Theatertreffen eingeladen. Drehmomente und Dunkelphasen Auf dem Reykjavik Art Festival 2005 präsentiert Schlingensief den ersten Teil seines Projekts DER ANIMATOGRAPH, eine "begehbare Fotoplatte" (Schlingensief) in Form einer Drehbühne, auf der mit filmischen, theatralen, operalen und aktionistischen Elementen die wesentlichen Stränge des Schlingensiefschen Oeuvres zusammenlaufen. Drei weitere Teile des ANIMATOGRAPHEN folgen, so der Open-Air-Parcours ODINS PARSIPARK (Neuhardenberg bei Berlin, 2005), das Requiem auf den narrativen Film THE AFRICAN TWIN TOWERS (Namibia, 2005/2006) und die Theaterinstallation wider das Theater AREA 7 - EINE MATTHÄUSEXPEDITION (Burgtheater Wien, 2006). Mit KAPROW CITY in der Volksbühne, einer labyrinthischen Drehbühneninstallation zu Ehren des Happeningbegründers Allan Kaprow, nimmt Schlingensief im Theater so vorläufig wie unwiderruflich Abschied vom Theater. Ins Museum mit der Oper! 2007 wird Schlingensiefs PARSIFAL zum vierten und letzten Mal in Bayreuth aufgeführt. Seine abermals überarbeitete Interpretation wird international hymnisch besprochen. Sie gilt mittlerweile als "Kultinszenierung" (New York Times) und Inbegriff der Rückkehr der Festspiele zum ehemals hochgehaltenen Werkstattprinzip. Im gleichen Jahr präsentiert Schlingensief anläßlich der Wagner-Festspiele in Manaus/Brasilien den FLIEGENDEN HOLLÄNDER, jedoch nicht als konventionelle Inszenierung in der gewohnten Hermetik eines Opernhauses, sondern als Volksoper, die ihren Ausgang in den Ruinen eines im Regenwald gelegenen Klosters und auf den Straßen der Stadt nimmt, bevor sie auf die Bühne des Teatro Amazonas Manaus zurückkehrt. Schlingensiefs Installation 18 BILDER PRO SEKUNDE im Haus der Kunst München (2007) greift wesentliche Motive dieser Arbeit sowie Teile des namibischen Animatographen auf. Unterhalb einer überdimensionalen Abendmahlsszene zeigen 12 Projektoren 16-mm-Aufnahmen, die Schlingensief ursprünglich für den HOLLÄNDER gedreht hat, und nutzen das Filmmaterial im Laufe der Ausstellungsdauer willentlich ab. Durch ein Mittelschiff gelangt man zu einer Monitorwand, auf der die Einzelteile des TWIN-TOWERS-Film zu sehen sind. Kunst der Verstümmelung Neben vorangegangenen Arbeiten im Jahr 2006 im Museum für bildende Künste Leipzig (RAGNARÖK), im Museum der Moderne Salzburg (CHICKENBALLS - DER HODENPARK) sowie auf der Frieze Art Fair London (DIANA II - WHAT HAPPENED TO ALLAN KAPROW?) bereitet die Münchener Installation Schlingensiefs Arbeiten auf dem Feld der Bildenden Kunst endgültig den Boden. Der Betrachter ist nicht länger nur Zuschauer, sondern Teil der Bilder. Einen roten Faden, ein alles auf- oder gar erlösendes Moment gibt es nicht mehr, sodaß es Schlingensief heute möglich ist, wie nur wenige Künstler zwischen Theater und Film, Oper und Museum hin und her zu wandeln. An der Oper Bonn tritt Schlingensief von der Regie der eigens verfaßten Behindertenoper FREAX (2007) zurück, weil er, anders als der Komponist, die Bedeutung der körperlich beeinträchtigten Darsteller für die Inszenierung höher einschätzt als die Bedeutung der professionellen Sänger. Unter dem Titel FREMDVERSTÜMMELUNG 2007 setzt er der konzertanten Uraufführung der Oper einen bunuelschen Kurzfilm entgegen, der mit der Kreuzigung eines körperbehinderten Jesus endet und den er in der Aufführungspause im Foyer der Oper im Beisein seiner Hauptdarsteller vorführt. Ebenso wie Filmmaterialien der Installation im Haus der Kunst und Bühnensegmente aus KAPROW CITY hält FREMDVERSTÜMMELUNG Einzug in Schlingensiefs Ausstellung QUERVERSTÜMMELUNG (2007) im Zürcher Migros Museum. Der verschachtelte Weg durch die Installation, die sich in Gänze um den verschränkten Blickwinkel des (Kunst-)Betrachters dreht, endet mit der Fahrt in einem Treppenlift zu einem erhöht montierten Monitor, auf dem eine Schlüsselszene des Bonner Kurzfilms zu sehen ist. Ende 2007 kehrt Schlingensief nach Brasilien zurück und realisiert binnen 14 Tagen mit über 150 zumeist einheimischen Mitarbeitern in Sao Paulo die Operngeisterbahn TREM FANTASMA. In drei ausrangierten Wagen einer Jahrmarktgeisterbahn fahren die Geister aus der Oper und die Opern endlich in die Menschen, um erstere vom Sockel der überhöhten Kunst auf den Boden der Tatsachen, Wagners "mystischen Abgrund", zurückzuholen. 2008 Den Jahreswechsel 2007/2008 nutzt Christoph Schlingensief zu Dreharbeiten in Nepal, um Filmmaterial für die Oper SZENEN AUS DEM LEBEN DER HEILIGEN JOHANNA von Walter Braunfels zu sammeln, die er von Februar bis Mitte April 2008 an der Deutschen Oper Berlin inszeniert. Anschließend reist Schlingensief zu Projektvorbereitungen nach Buenos Aires. Quelle(n): - Schlingensief.com Text von Jörg van der Horst - Wikipedia, Deutsch, 2011

<<<

Veranstaltungskalender

Lexikon

Floor-cymbal

Becken auf einem Ständer. Fachbegriff aus dem Bereich Musik.
[mehr]

Simandra

Siehe: Semantron. Fachbegriff aus dem Bereich Musik.
[mehr]

MA

Deutsch-sprachige Abkürzung für das Wort: Mittelalter
[mehr]

© 1995 - 2014
by MENI.COM
Franz Christian Menacher
All rights reserved. Jede Vervielfältigung, Verwertung oder Bearbeitung ohne schriftliche Zustimmung des Urhebers ist verboten.