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Motiv

Tonfolge, die in einem Musikstück in gleicher oder modifizierter Gestalt wiederholt auftaucht. Die Modifikation besteht meist darin, dass die Tonfolge ihren Ausgangspunkt auf verschiedener Tonstufe hat. Es kann aber auch die Richtung der Intervalle umgekehrt werden oder die Tonfolge nach sonstigen leicht ersichtlichen Kriterien variiert sein. Ein Motiv kann in der gleichen Stimme wiederkehren, wie zum Beispiel als Sequenz, oder in einer anderen Stimme. Im letzteren Fall spricht man von einer Imitation.

 

Die Eigenschaft, Motiv zu sein, kommt einer Tonfolge nur rückwirkend zu: als Folge des Wiederauftauchens dieser Tonfolge in derselben oder in variierter Form. Das Motiv ist also eine typische Reflexionsbestimmung, in der sich die Übereinstimmung in den Phasen der Stimmbewegung niederschlägt.

 

Da innerhalb eines Musikstücks immer jeweils ganz bestimmten Tonfolgen als Motiv fungieren und Motive in der Praxis über ihre melodische Eigenart identifiziert werden, entsteht leicht die Illusion, dass diese Bestimmung der Tonfolge als solcher zukomme, dass eine Tonfolge also per se ein Motiv sei. Daraus wurden verkehrte Theorien über das Motiv entwickelt, in denen behauptet wird, das Motiv sei eine "kleinste Einheit" und als solche ein "Keim", der aus sich heraus das Wiederauftauchen einer Tonfolge begründe. Diese Verdrehung von Ursache und Wirkung gehört zum Standard populärer Musiklexika und Musiklehren:

 

"Motiv – Keimzelle eines musikalischen Themas, kleinste musikalische Einheit, nicht mehr teilbar." (Winterkonzerte [24.1.2010]) Dann aber doch in "Teilmotive" teilbar: "Das Motiv kann aus ... Teilmotiven bestehen." (W. Ziegenrücker, Allg. Musiklehre, Mainz 1982, S. 141) Auf jeden Fall aber "sinnvoll", das passt immer und auf jeden Begriff, ob Motiv – "Kleinstes sinnvolles Glied in einem musikalischen Ablauf." (electroBass [24.1.2010]) – oder Melodie: "Folge von Tönen, die eine in sich abgeschlossene, sinnvoll geordnete Einheit bilden." (electroBass [24.1.2010]). Auch Tonalität und Takt, ja der ganze Kosmos ist ja angeblich nichts anderes als eine sinnvolle Einheit aus sinnvollen Gliedern. So geht Definieren in der Gewohnheit weltanschaulichen Denkens. Man tut so, als würde man das Besondere einer Sache benennen, und gibt nur seinen Glauben kund, das alles einen Sinn habe.

 

Eine genauere Abhandlung über den Begriff des Motivs ist als Leseprobe (pdf-Datei) aus dem Buch "Die tonale Musik" verfügbar. Fachbegriff aus dem Bereich Musik.


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