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Dissonanz

Die gleichen Klänge, die in der Kadenz aufeinanderfolgen, klingen in der Dissonanz zusammen:

 

In den obigen beiden Klangfolgen werden jeweils Subdominante und Dominante einander gegenübergestellt und in die Tonika aufgelöst. Die harmonische Sache ist die gleiche. Nur die Form ist verschieden. Auf der rechten Seite erscheint die Konfrontation der Dominanten in einem Zusammenklang und daher als Dissonanz. Die Auflösung der Entgegensetzung von Dominante und Subdominante nimmt daher die Form der Auflösung einer Dissonanz an.

 

Die Dissonanz unterscheidet sich also dadurch von der Konsonanz, dass sie ein tonales Verhältnis in sich enthält. Sie ist kein Zusammenklang von unmittelbar harmonierenden Tönen, sondern von Tönen, die als Bestandteile der tonalen Dreiklänge harmonieren. Dabei müssen nicht immer alle Bestandteile eines Dreiklangs in einer Dissonanz vorkommen. Die Dissonanz kann beliebige Einzelteile von Tonika, Dominante und Subdominante in sich vereinigen, so dass es eine ganze Reihe von Dissonanzen gibt, die man je nach Zusammensetzung in verschiedene Gruppen einteilen kann. Beispiele mit harmonischer Formel in F-Dur:

 

1. Zusammenklänge von Dominante und Subdominante.

2. Zusammenklang von Tonika, Dominante und Subdominante in einer Klangfolge mit Auflösung in die Tonika.

3. Zusammenklänge von Tonika und Dominante oder Subdominante.

 

Je nach tonaler Charakteristik ist das, was man als Auflösung einer Dissonanz bezeichnet, teils die Auflösung des Gegensatzes der Dominanten (wie in der Kadenz), teils aber auch die Herauslösung der Tonika aus ihrem Verbund mit der Ober- oder Unterdominante.

 

Ihrer Harmonik nach unterscheiden sich die Dissonanzen wesentlich nach ihrer Zusammensetzung. Ihrer Form nach unterscheiden sie sich in markante Dissonanzen, die schon für sich genommen ihren dissonanten Charakter preisgeben, und Scheinkonsonanzen. Aber auch markante Dissonanzen lassen für sich genommen nicht immer ihre harmonische Zusammensetzung eindeutig erkennen. Dies wird besonders deutlich bei Betrachtung der Schwingungsverhältnisse, in denen das Zusammenklingen der Töne in der Dissonanz resultiert:

 

Formel >> Integrierte Konsonanzen >> Verhältnis >> Quotient >> Bezeichnung

(3:2) × (3:2) >> 9:4 >> 2,2500 >> None

(3:2) × (3:2) >> 9:4 >> 2,2500 >> None

(3:2) × (3:2) >> 9:4 >> 2,2500 >> None

(3:2) × (3:2) >> 9:4 >> 2,2500 >> None

(3:2) × (3:2) >> 9:4 >> 2,2500 >> None

(3:2) × (3:2) × (1:2) >> 9:8 >> 1,1250 >> große Sekunde

(2:3) × (2:3) × (2:1)2 >> 16:9 >> 1,7777 >> kleine Septime

(3:2) × (5:4) >> 15:8 >> 1,8750 >> große Septime

(2:3) × (4:5) × (2:1) >> 16:15 >> 1,0667 >> kleine Sekunde

(3:2) × (6:5) >> 9:5 >> 1,8000 >> kleine Septime

(2:3) × (5:6) >> 10:9 >> 1,1111 >> große Sekunde

(3:2) × (3:2) × (5:4) × (1:2) >> 45:32 >> 1,4063 >> verminderte Quinte

(3:2) × (3:2) × (6:5) × (1:2) >> 27:20 >> 1,3500 >> Quarte

(2:3) × (2:3) × (5:6) × (2:1)2 >> 40:27 >> 1,4814 >> Quinte

(3:2) × (3:2) × (3:2) × (1:2) >> 27:16 >> 1,6875 >> große Sexte

(2:3) × (2:3) × (2:3) × (2:1)2 >> 32:27 >> 1,1852 >> kleine Terz

(6:5) × (5:4) >> 3:2 >> 1,5000 >> reine Quinte

(6:5) × (5:4) >> 3:2 >> 1,5000 >> reine Quinte

 

Die Schwingungsverhältnisse, in denen sich harmonische Verhältnisse darstellen, sind keineswegs das, was die Eigenart der Harmonien begründet. Schon die bloße Form des quantitativen Verhältnisses bringt jeglichen qualitativen Unterschied zum Verschwinden. Das Verhältnis 16:5 enthält größere Zahlen als das Verhältnis 9:5 oder 6:5. Dies besagt jedoch nichts über Konsonanz und Dissonanz. Selbst der Versuch, von den puren Schwingungsverhältnissen auf die sich darin ausdrückende Harmonie zu schließen, kann wegen der vielfältigen Verwechslungsmöglichkeiten nur ausnahmsweise gelingen. Harmonien bewähren sich als das, was sie ihrem Begriff nach sind, nur in der Abfolge von Klängen, in denen sich die Entgegensetzung der Dominanten und die Auflösung in die Tonika vollzieht. Harmonien sind wesentlich Momente dieser tonalen Bewegung.

 

Die gängige Verwechslung von Harmonie und Schwingungsverhältnis findet ihren Niederschlag in der Rede von den Sonanzgraden. Fachbegriff aus dem Bereich Musik.


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In der Bildhauerei versteht man unter dem Kanon (Maßstab, Regel) festgelegte Proportionalverhältnisse der Teile des Körpers als Voraussetzung einer harmonischen Gesamtkomposition.
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