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Karton (Werkstoff)

Karton ist ein aus Zellstoff, Holzschliff und Altpapier hergestellter Werkstoff, der unter anderem in Druckereien als Druckuntergrund, in der Verpackungsindustrie zum Schutz von Packgut sowie im grafischen Gewerbe und im Kunstgewerbe als künstlerischer Werkstoff und als Gestaltungsuntergrund eingesetzt wird. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um Papier mit einer größeren Dicke.

Karton ist in der Regel mehrlagig, besteht also aus mehreren Lagen von Papier unterschiedlicher Dicke und teilweise aus unterschiedlichem Material, die ohne Einsatz von Klebstoff miteinander verpresst (vergautscht) werden. Eine Seite kann – insbesondere beim Faltschachtelkarton – dabei gestrichen sein. Auch verklebte Kartons werden hergestellt. Die Grammatur von Karton beträgt zwischen 150 und 600 g/m2, sodass der Werkstoff sowohl in den Bereich der Papiere wie auch den der Pappen reicht.

Die Herstellung von Karton verläuft ähnlich wie die Papierherstellung. Hochwertiger Karton (zum Beispiel Faltschachtelkarton) besteht meistens aus mindestens drei Lagen, wobei die Außenlagen auf Festigkeit und die innere auf Volumen optimiert werden. Im ersten Arbeitsschritt werden Zellstoff und Altpapier für die Weiterverarbeitung vorbereitet. Hierbei wird der Zellstoff, sofern nicht schon entsprechend angeliefert, in seine Fasern zerlegt und zu einem wässrigen Brei zermahlen.

Das Altpapier wird von Fremdkörpern und Schmutz befreit und ebenfalls zermahlen. Dieser Recyclingstoff kann nur zu einem bestimmten Anteil beigemengt werden, da die ursprüngliche Faser in jeder Wiederaufbereitung kürzer wird, bis sie sich schließlich nicht mehr richtig mit den anderen Fasern festigen kann und somit das Endprodukt keine ausreichende Stabilität erhält. Nach weiterer Bearbeitung, u. a. dem chemischen Deinking (Entfärben), wird auch das Recyclingmaterial zu einer wässrigen Lösung mit Wasser und Zusatzstoffen vermengt und dem Zellstoff beigefügt.

Dieser Brei wird nun auf ein siebartiges Endloslaufband der Kartonmaschine aufgebracht. Dadurch richten sich die im Brei enthaltenen Fasern nach der Laufrichtung des Siebes aus. Diese Laufrichtung ist bei der späteren Verarbeitung des Karton zu Faltschachteln enorm wichtig. Die entstehenden Papierbahnen werden nass aufeinander gepresst (gegautscht).

In der Kartonmaschine durchläuft diese Endlosbahn diverse Walz- und Trocknungszylinder (Kalander). Nachdem die letzte Phase der Trocknung abgeschlossen ist, wird auf die Endloskartonbahn ein so genannter „Strich“ aufgebracht. Der Strich ist eine weiße Flüssigkeit, die zum Großteil Kalk, Füllstoffe und Bindemittel enthält, wobei die Zusammensetzung und Art der eingesetzten Stoffe stark variieren kann. Der Verbund aus Rohkarton und Strich durchläuft im nun folgenden, vorletzten Arbeitsschritt noch einmal eine Walz- und Trocknungsphase. Der Karton kann – je nach Anforderung – auf der „Strich-“Seite noch zusätzlich von einem verchromten Kalander geglättet werden. Im letzten Schritt wird die Endloskartonbahn in Einzelbogen zerschnitten und palettiert.

Im Allgemeinen sind eine Vielzahl an unterschiedlichen Sorten im Handel erhältlich, welche gemäß ihren Faserarten unterteilt werden. Zu ihrer besseren Unterscheidung wurde ein allgemein gültiger Schlüssel festgelegt, der aus den Merkmalen der Oberflächenbehandlung, den Stoffeintrag und einer Kennziffer besteht. Beispiele für Kartonbezeichnungen könnten sein: GN1, GD, UN4.

Liste von Kartonsorten:
    Bristolkarton: ein aus drei oder mehr Lagen zusammengeklebter Karton; Deckschichten werden aus holzfreien Stoffen hergestellt; Einlage ist im Allgemeinen holzhaltig; weist hohe Biegesteifigkeit auf und ist nut- und rillfähig;
    Chromoduplexkarton: Karton mit einseitigem Strich von etwa 12 g/m²; das Vorprodukt ist der Duplexkarton
    Chromoersatzkarton: Karton, einseitig glatt, mit heller, stark holzhaltiger Einlage und ein- oder beidseitiger holzfreier Deckschicht
    Chromokarton: Karton mit einseitigem Strich von etwa 18 g/m². Das Vorprodukt ist der Chromoersatzkarton
    Duplexpappe/Duplexkarton: mehrlagiger Karton mit grauer Einlage, grauer Rückseite und holzfreier oder nur leicht holzhaltiger Deckschicht
    Eierkarton: Pappe in Muldenform aus Holzschliff
    Filzpappe: wird zum Einlegen weicher Materialien, wie z. B. Brieftaschen verwendet
    Finnpappe: Säurefreie, gelbliche Pappe, die aus Holzschliff hergestellt wird. Hauptsächlich im Modellbau verwendet
    Getränkekarton: siehe Verbundkarton
    Graupappe (auch Maschinengraupappe): Graupappe deshalb, weil die Färbung grau ist. Sie wird hauptsächlich zum Buchbinden verwendet, ist zwischen 0,5 und 4 mm stark und besteht aus Altpapier und Zellulose
    Halbkarton: Karton mit einem Flächengewicht zwischen 130 bis 170 g/m²[1]
    Handpappe: ältere Bezeichnung, weil diese Pappe nach dem Aufwickeln der dünnen Lage zu einer dickeren Pappe von Hand abgenommen wurde
    Hartpappe: Hartpappe ist eine Vollpappe, die durch Aufwickeln und Zusammengautschen mehrerer feuchter Faserstofflagen auf einer Formatwalze hergestellt wird und besonders biegefest und sehr zäh ist
    Holzpappe: Pappe mit großem Anteil an Holzstoff
    Karteikarton: zur Herstellung von Karteikarten
    Kartonagenpappe: zur Herstellung von Verpackungskartons
    Lederpappe: braune Pappe aus mindestens 30 % Braunschliff. Dadurch besonders zäh und geschmeidig, z. B. für Kartonagen und Koffer
    Manilakarton: Früher aus Manilahanf (Abfälle wie Schiffstaue) hergestelltes holzfreies und meist naturfarbenes Material mit hoher Lichtechtheit und sehr guter mechanischer Festigkeit. Wird meistens zu Packpapieren verarbeitet
    Multiplexpappe/Multiplexkarton: Karton aus mindestens zwei in der Stoffzusammensetzung, der flächenbezogenen Masse oder der Farbe unterschiedlichen Lagen
    Pappmaché: Pappmaché bzw. Pappmaschee (auch Pulpe oder Papiermaché, aus dem Italienischen auch Cartapesta) ist ein Gemisch aus Papier und einem Bindemittel, meist Kleister, aus dem sich leichte, stabile, relativ große und verhältnismäßig billige Plastiken, Skulpturen oder Masken gestalten lassen. Teilweise werden weitere Zuschlagstoffe, wie Kreide oder Ton, zugesetzt. Als Papiermaché wird mitunter auch ein schichtenweiser Aufbau von verkleisterten Papierstreifen verstanden
    Postkartenkarton: Maschinenglatte, satinierte oder gestrichene Kartonsorten mit 150 bis 190 g/m² für Hand- und Maschinenbeschriftung
    Triplexpappe/Triplexkarton: Aus drei unterschiedlichen Lagen zusammengepresster (gegautschter) Karton. Meist einseitig glatt. Er wird z. B. bei der Kartonagenherstellung verwendet
    Verbundkarton: aus Karton und weiteren Materialien, zum Beispiel Metall- und Kunststofffolien; häufige Verwendung bei Getränkekarton, bei dem mehrere Deck- oder Zwischenschichten aus Polyethylen (PE) und Aluminium aufgetragen werden, um ein Durchweichen des Kartons beziehungsweise den Kontakt des Füllguts mit Licht und Luft zu verhindern.


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Lexikon

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