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Diatonik

Die Kennzeichnung von Tonleitern als 'diatonisch' meint – ganz in der Tradition der modalen Musik – ein Gefüge aus fünf Ganztönen und zwei Halbtönen. Diese Kennzeichnung ist erstens begriffslos und widerspricht zweitens den Tatsachen. Der Reihe nach:

 

Begriffslos ist diese Kennzeichnung deshalb, weil sie die in Halb- und Ganztonschritten aufgebauten Tonleitern als selbstverständlich und natürlich hinnimmt. Diese Tonschritte werden nicht als notwendige Folge der Tonalität begriffen, sondern unabhängig von harmonischen Sachverhalten vorausgesetzt, so dass die Harmonien als eine mehr zufällige Folge in Betracht gezogen werden.

 

Beispiel für eine typische Darstellung, die von der Tonleiter zu den Harmonien kommt:

 

"Eine Tonleiter ist eine geordnete Folge von Ganz- und Halbtonschritten... Errichtet man auf und mit den Tönen der Durtonleiter jeweils Dreiklänge ("leitereigene Stufendreiklänge"), so fällt auf, dass nur drei der Stufendreiklänge in Dur sind..." (Einführung in die funktionale Harmonielehre von Christian Köhn [24.1.2010])

 

Die Fixierung auf Halb- und Ganztöne verhält sich zweitens ziemlich ignorant gegenüber der Existenz einer übermäßigen Sekunde, die sich aus den harmonischen Verhältnissen einer Tonart in Moll ergibt. Wenn 'diatonisch' der Witz an einer Tonleiter sein soll, dann konstruiert man sich eben eine spezielle "diatonische" Molltonleiter. Die Realität der übermäßigen Sekunde betrachtet man dann als eine Verfälschung der "eigentlichen" Molltonleiter, für die man dann aber wieder eine melodische Entschuldigung gelten lässt, nämlich ein weiteres Phantasieprodukt: den Leitton.

 

Auch hier wieder als beliebiges Beispiel die oben zitierte Abhandlung:

 

"Der für die Durtonleiter charakteristische Halbtonschritt vor der Oktav kann durch Erhöhung der siebten Stufe in die Molltonleiter übernommen werden, man spricht dann von einer "harmonischen Molltonleiter". Ihre Richtungstendenz ist stark aufwärts, ihr wichtigstes Merkmal ist der eineinhalb-Tonschritt von der sechsten zur siebten Stufe". (Köhn [24.1.2010])

 

Zuerst werden die Töne der Durtonleiter als Molltonleiter hinkonstruiert, dann wird noch die siebte Stufe von Dur "übernommen", und schon soll dabei Moll herauskommen! Fachbegriff aus dem Bereich Musik.


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